Der geschichtliche Abschnitt enthält eine Reihe von Abhandlungen, die exklusiv für wagner-tuba.com von Reverend Gregory Thompson, B.A., vorbereitet wurden. Sie basieren auf einer umfangreichen Artikelserie über die Wagnertuba von William Melton, der freundlicherweise seine Zustimmung zur Zusammenfassung seiner Artikel gab.
Die Vision
Die Wagnertuba wurde von Richard Wagner (1813-1883) im Sommer 1853, während seines Züricher Konzils, konzipiert. Er arbeitete gerade am “Rheingold” und hatte dafür ein Quartett von Instrumenten im Sinn, die er “Tuben” nannte. Das Valhalla-Motiv der Oper war ursprünglich für Posaunen vorgesehen, die aber dann im orchestralen Entwurf durch die Tuben ersetzt wurden.
Wagner hatte bei der Gestaltung der Wagnertuba sehr wahrscheinlich das antike nordische Horn der Bronzezeit oder die Lure im Sinn. Ziel sollte sein, die Lücke in der Klangfarbe zwischen Horn und Posaune zu schließen und somit die Klänge der Bläsersätze besser zu vermischen. Dadurch, dass sie eine kleine Tuba war, konnte sie außerdem den Klang der neuen Basstuba (hergestellt 1835) zusammen mit dem Klang des Horns in sich vereinen. Das Wagnertuba-Quartett war außerdem dazu in Lage, als eigenständiger Chor zu fungieren. (Unten: Das Rheingold)
Die Wagnertuba entstand vor dem Hintergrund des europäischen Militärs und nationaler Armeen, die ihre eigenen Blasorchester besaßen. Gleichzeitig wurden auf dem gesamten Kontinent viele Arten von Blechblasinstrumenten entwickelt, und es existieren verschiedene Theorien, welches davon Wagners neues Instrument inspirierte. Sicher ist, dass er geschäftlich mit der Firma Moritz zu tun hatte, bevor er “Das Rheingold” und “Die Walküre” (1869-1870) in München aufführte. Unabhängig davon kam die Wagnertuba zum ersten Mal als Horn-Ersatz in einem Militärmusikkorps zum Einsatz. Wagner benötigte sowohl technische als auch praktische Unterstützung, um sein neues Instrument umzusetzen und seinen Bedürfnissen anzupassen. Auszüge aus “Der Ring der Nibelungen” wurden während der 1860er Jahre von Instrumenten gespielt, die Wagner als sein Tenor- und Basstuba-Quartett bezeichnete. Doch die richtigen Instrumente zu finden, erwies sich oftmals als schwierig, wenn nicht gar unmöglich.
Wagner war schon vorher unzufrieden mit den Produkten von Sax gewesen und während bekannt ist, dass der Hornist-Virtuose Franz Strauss (der Vater von Richard Strauss) Wagner half, seine neuen Instrumente zu entwickeln, war es letztendlich ein anderer Hornist, der den entscheidenden Durchbruch brachte.
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